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Zylindereinbauanleitung
Zylinder einbauen oder wechseln
Wie baue ich einen neuen Zylinder ein?
Früher oder später wird sich bei jedem Rollerfahrer die Notwendigkeit ergeben, Kolbenringe, Kolben oder den ganzen Zylinder zu wechseln, sei es aus Verschleißgründen oder weil im Rahmen einer Scootertuning Maßnahme ein leistungsstärkerer Zylinder, eventuell auch mit etwas mehr Hubraum, erforderlich geworden ist. So ein Zylindertausch ist ganz sicher kein Hexenwerk, es gilt jedoch, einige Dinge zu beachten, damit nicht schon bei der Montage der Defekt vorprogrammiert ist. Im Prinzip ist es gleichgültig, ob ein 50ccm Sportzylinder oder ein 94ccm Big Evolution montiert werden soll, die Montageschritte sind die gleichen, auch wenn ein Hochleistungszylinder den einen oder anderen zusätzlichen Handgriff erforderlich macht.
Wer sich zuerst unser Scooter-ProSports Zylinder-Video anschaut, um einen ersten Eindruck von der Vorgehensweise zu bekommen, wird es sicher schaffen, anhand der hier nochmals dargestellten Arbeitsschritte, eine einwandfreie Montage des Zylinders zu erreichen - Voraussetzung, man hält sich an unsere Empfehlungen.
Zylinder Vorschaden gefällig?
Zuerst ist die Frage zu klären, wird der Zylinder getauscht, weil der vorhergehende einen Schaden erlitten hat, z.B. Kolbenklemmer oder -fresser. Sollte dies der Fall sein, muß zuerst geklärt werden, was war auslösendes Moment für den Motorschaden. Infrage kommen z.B. folgende Ursachen:
- Ausfall der Kühlung
- vollständiges oder zeitweises Ausfallen der Ölversorgung
- Gemischabmagerung durch Zusetzen der Hauptdüse
- geänderte Auspuffanlage
- geänderte Vergaseranlage
- Entfernen der Lochblechdrossel am Vergasereingang
- Einsatz eines Sportluftfilters
Wird die Ursache für den Vorsachden am Zylinder nicht eindeutig ausgemacht, muß damit gerechnet werden, dass den neuen Zylinder das gleiche Schicksal ereilt, dies gilt es möglichst zu vermeiden, da in einem solchen Fall der Zylinder-Hersteller nicht für diesen Schaden haftet.
Zylinder ausbauen
Bevor zur Tat geschritten wird, sollte eine gewisse Vorbereitung des Motors stattfinden, das bedeutet, bei Motoren mit liegendem Zylinder - Motor ausbauen, bei Motoren mit stehendem Zylinder der älteren Generation, wie Speedfight 1+2 Motoren oder Minarelli Booster - Bws, kann man im eingebauten Zustand den Zylinder tauschen. In jedem Fall gilt es, die Grundregel zu beachten:
Erst reinigen, dann schrauben.
Also den Motor gründlich von Schmutz befreien, so dass später kein Sandkörnchen in den Motor fallen kann. Bei den wassergekühlten Modellen wurde das Kühlwasser abgelassen und aufgefangen, bei den luftgekühlten Motoren das Gebläse Gehäuse entfernt. Nachdem nun alles blitzblank ist und eine Schale für Schrauben und Kleinteile bereitsteht, kann begonnen werden.
- alle Schläuche vom Zylinder und Zylinderkopf entfernen, sofern dies nicht schon geschehen ist
- Auspuff abmontieren, wenn nicht bereits geschehen
- Zylinderkopfmuttern ringsum lösen, dann vollständig entfernen
- Zylinderkopf entfernen
- Sichtprüfung des Zylinderkopfes ist ok, wenn Brennraum schwarz, aber ohne Verkrustung oder Kohleablagerung, Zündkerze braun, keine Kraterbildung
- Zylinder vorsichtig abziehen
- Sichtprüfung des Zylinders ist ok, wenn glänzende Kolbenlaufbahn, minimale Kratzer auf der Oberfläche, öliger Film
- zur Demontage des Kolbens, zuerst den Motorraum abdecken oder zukleben, damit nicht hineinfällt
- beide Kolbenbolzen Sicherungsclips (Doppel - G - Clips) mit einer Spitzzange vorsichtig entnehmen, indem die Ohren des Clips vorsichtig zusammen gedrückt werden
- den Bolzen aus dem Kolben drücken, ggf. mir dem Ausdrückwerkzeug B8888
- Kolben von der Pleuelstange abziehen
- Nadelllager aus dem Pleuelauge entnehmen
- alte Zylinderfuß Dichtung vom Motorblock abnehmen
- Auflagefläche der Fußdichtung gründlich reinigen (nicht kratzen oder schaben)
Zylinder einbauen
Bevor die Montage beginnt, sollten alle Teile, wie Zylinder, Kolben, Kolbenbolzen, Clips, Zylinderkopf, Kopfdichtungen und Fußdichtungen bereit gelegt werden. Es sollte eine Sichtprüfung der Bauteile durchgeführt werden, um eventuelle Beschädigungen ausfindig zu machen. Die Kolbenringe sollten jetzt aufgezogen werden, dabei ist zu beachten, daß es unterschiedliche Kolbenringformen gibt, die eine bestimmte Montagerichtung vorschreiben.
Kolbenring Typen
Bei kleinen 2- Takt Motoren unterscheidet man den am häufigsten vorkommenden Rechteckring vom einseitigen Trapezring und dem relativ seltenen L- förmigen Verdichtungsring. Wenn die Fixierstifte in der Kolbennut mittig und nicht nach oben oder unten versetzt stehen, gibt es für den Rechteckring keine vorgeschriebene Montagerichtung. Er erfüllt seine Aufgabe, zu Verdichten und als Wärmetauscher zwischen dem heißen Kolben und der gekühlten Zylinderwand unspektakulär. In der Regel verfügen Serien und Sportzylinder über zwei Kolbenringe, die aus Gußeisen mit Kugelgraphit für eine hohe Biegefestigkeit hergestellt werden.
Wird jedoch ein hochchromlegierter Ring anstelle eines Gußringes geliefert, ist dieser in der oberen Position zu montieren. Ein wenig Aufmerksamkeit muß dem einseitigen Trapezring gewidmet werden, da er nur in einer Richtung montiert werden kann. Die Oberseite ist horizontal und meist mit einem O oder - oben - gekennzeichet. Diese Trapezringe mit einer meistens 7° schrägen Unterseite haben den Vorteil, bei radialer Bewegung das axiale Spiel zu reduzieren und dadurch das Ringstecken, welches zu Kompressionsverlusten führt, zu vermeiden.
In seltenen Fällen trifft man den L-förmigen Verdichtungsring an, wobei der Rand des Kolbenringes mit dem Kolbenboden fluchtet. Durch den hinter dem Rand wirkende Gasdruck werden besonders gute Verdichtungseigenschaften erzielt.
Kolbenring montieren
Beim Aufziehen der Kolbenringe ist mit großer Vorsicht das Überdehnen der Kolbenringe vorzunehmen. Das Material der Kolbenringe ist hart, aber nur bedingt elastisch und bricht daher sehr schnell. Die Kolbenringe dürfen nur so weit überdehnt werden, daß sie sich gerade über den Kolben streifen lassen. Mit einer speziellen Kolbenringzange BZ5045 mit einstellbarem Begrenzer lassen sich die Kolbenringe sehr einfach montieren. Bei dieser Gelegenheit sollte noch ein Blick auf die Einbaurichtung des Kolbens geworfen werden, der kleine eingeprägte Pfeil auf dem Kolbenboden weist auf den Auslass des Zylinders und liegt den kleinen Kolbenring Fixierstiften gegenüber.
Nachdem dies nun gelungen ist und alle erforderlichen Teile bereit stehen, kann begonnen werden, den Kolben am Pleuelauge zu montieren.
- Nadellager und Kolbenbolzen auf Passung prüfen
- Nadellager mit etwas Motoröl benetzen und in das Pleuelauge einsetzen
- Kolbenbolzenlagerstellen im Kolben einölen
- Kolbenbolzen einölen
- Kolben auf das Pleuelende stecken, Pfeil auf Kolbenboden weist nach vorn oder unten in Richtung Auslass
- Kolbenbolzen durch die Bohrung im Kolben stecken und vorsichtig durch das Nadellager führen
- Abdeckung der Motoröffnung prüfen, ob noch sorgfältig verschlossen
- Kolbenbolzen so weit in den Kolben schieben, dass auf beiden Seiten die Nut für den Clip frei bleibt
- auf beiden Seiten Clips einsetzen und sorgfältig einrasten lassen
- Sitz der Kolbenclips nochmals sorgfältig prüfen, Ring muss in der Nut ringsum fast verschwunden sein
- Kolbenringe so ausrichten, dass sich die Enden genau über dem Fixierstift treffen
- Zylinderfuß Dichtung auflegen
- >>> nur für Zylinder mit Thema: Quetschkante einstellen - dünnste Fußdichtung auflegen
- Zylinderinnenseite mit Motoröl benetzen
- Kolben in höchste Position bringen
- Zylinder auf Stehbolzen aufstecken
- Kolbenringe prüfen, ob Stöße auf Fixierstifte mittig stehen
- Kolbenringe zusammendrücken und Zylinder über Kolben schieben
- Zylinder bis auf Fußdichtung aufsetzen
- Zylinderkopfdichtung auflegen, bei wassergekühlten Modellen Gummiringe leicht einfetten, mit Universalfett, z.B. RS267200560 und in die Nut am Zylinderkopf einsetzen
- Zylinderkopf aufsetzen
- >>> nur für Zylinder mit Thema: Quetschkante einstellen - Zylinderkopf ohne Dichtung aufsetzen
- Zylinderkopfmuttern handfest anziehen, dann überkreuz 0,8 kp - 8 nm, danach mit 1,2 kp - 12 nm mit Drehmomentschlüssel
- Kurbelwelle von Hand mehrmals durchdrehen
- >>> nur für Zylinder mit Thema: Quetschkante einstellen - Lötzinn 2mm dick durch die Zündkerzenöffnung in den Brennraum führen, an der Zylinderwand anliegen lassen
- >>> nur für Zylinder mit Thema: Quetschkante einstellen - Kurbelwelle einmal durchdrehen
- >>> nur für Zylinder mit Thema: Quetschkante einstellen - Lötzinn herausziehen und Quetschstelle ausmessen
- >>> nur für Zylinder mit Thema: Quetschkante einstellen - Differenz zum Sollwert ermitteln
- >>> nur für Zylinder mit Thema: Quetschkante einstellen - passende Fußdichtung ermitteln und einsetzen
- mit Punkt 20, 21, 23, 24 fortfahren
- Motor komplettieren und wieder einbauen
- wassergekühlte Motoren mit Kühlflüssigkeit versorgen - Ausgleichsbehälter bis zur Markierung - max - auffüllen
- Motor im Leerlauf laufen lassen und Flüssigkeitsstand beobachten, ggf. nachfüllen
- Kühlkreislauf entlüften - wenn vorhanden, Schraube am Winkelanschluss des Kühlwasserschlauchs Zylinderkopf (sonst Temperaturgeber auf dem Zylinderkopf) soweit öffnen, dass etwas Kühlwasser auslaufen kann
- Motor im Leerlauf laufen lassen und warten, bis Kühlwasser luftblasenfrei ausläuft
- Schraube schließen und Kühlflüssigkeit auffüllen